Patientenversorgung steht an erster Stelle
Verabschiedung: Silberne Verdienstplakette für Stephan Peter,
Chefarzt der Urologie - Nachfolger steht noch nicht fest
Für Stephan Peter, seit 19 Jahren Direktor der Urologischen Klinik
am Darmstädter Klinikum, hatte die Patientenversorgung stets höchste
Priorität. Das ließ sich mit den Gesetzen der Betriebswirtschaft in der
modernen Krankenhauslandschaft nicht immer vereinbaren. Aus den
Beiträgen aller Redner war herauszuhören, dass es darüber viele
Diskussionen gab.
Am Freitag wurde Stephan Peter im Darmstadtium in den Ruhestand
verabschiedet und mit der Silbernen Verdienstplakette ausgezeichnet –
der höchsten Ehrung, die die Stadt Darmstadt zu vergeben hat.
Klinikdezernent Dierk Molter sagte, Peter habe in seinen Funktionen als
Chefarzt sowie als Leitender und Stellvertretender Ärztlicher Direktor
das Ansehen des Klinikums und der Stadt gemehrt.
Zu den von Peter ab 1990 gesetzten Meilensteinen zählte Molter die
bauliche Modernisierung und Zentralisierung des urologischen
Funktionsbereichs, die Anschaffung eines Steinzertrümmerers (Nierenlithotripter)
und die Einrichtung einer Kurzliegerstation.
In der urologischen Klinik mit ihren knapp 60 Betten und 2500 Patienten
pro Jahr (1990 waren es 1500) werden alle gängigen und großen
Operationen mit Ausnahme der Nierentransplantation durchgeführt. Ein
Schwerpunkt ist die Tumorchirurgie. Die Verweildauer der Patienten hat
sich im Lauf von 19 Jahren von 10,5 Tagen auf 4,9 Tage verringert.
In seiner Amtszeit als Leitender Ärztlicher Direktor (1995 bis 2000)
habe Peter mit Umsicht und Weitblick wichtige Entscheidungen getroffen
und mitgetragen, die bis heute für das Klinikum prägend seien, sagte
Molter. Dazu gehören nach Meinung des Stadtrats die Anerkennung des
Klinikums als Akademisches Lehrkrankenhaus einer zweiten Universität
(nämlich der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität
Heidelberg), der Ausbildungsgang für Arzthelferinnen, die Gründung der
Darmstädter Kinderkliniken Prinzessin Margaret, die Einrichtung der „Stroke
Unit“ (Schlaganfall-Abteilung) in der neurologischen Klinik, die
Diabetes-Schulungsstation und die Onkologische Tagesklinik. Peter habe
erste Konzepte für den Zentral-Operationssaal entwickelt und eine Stelle
zur professionellen Bearbeitung von Beschwerden und Haftpflichtfällen
geschaffen.
Der derzeitige Leitende Ärztliche Direktor Martin Welte sagte, dass mit
dieser Verabschiedung eine Ära zu Ende gehe, die Peter durch seine
Persönlichkeit mitgeprägt habe. Er würdigte das sensible Gespür des
Urologen für medizinische Neuerungen. Frisch von der Uniklinik kommend,
habe er umgehend moderne Therapieverfahren eingeführt.
Peter sei vorausschauend und für medizinische Entwicklungen offen
gewesen, die er aber auch kritisch analysiert habe. Vom
Leistungsspektrum her stehe die Urologie in Darmstadt den meisten
Unikliniken in „gar nichts“ nach, erklärte Welte. „Das Besondere an
Professor Peter ist, dass er strategisch denken kann und es auch tut.“
Mit dem Hintergrundwissen des langjährigen Freundes zeichnete Gerd
Ludwig einzelne Lebensphasen von Stephan Peter nach.
Die Krankenhausmitarbeiter im Publikum haben bei dieser Gelegenheit wohl
zum ersten Mal gehört, dass ihr Chef mit Frank Elstner und Anselm Kiefer
Abitur gemacht hat und zeitweise Tellerwäscher auf einem
Transatlantikschiff war.
Abenteuerdrang und weltoffene Neugier lebte Peter auf Reisen – auch mit
seiner französischen Frau – nach Südostasien und nach Afghanistan aus.
Dort konnte er im Sinne seines „Samariterbewusstseins“ Gutes bewirken:
Er operierte kostenlos Patienten mit urologischen Problemen.
2003, als Sechzigjähriger, ist er mit seinen vier Kindern auf den
Kilimandscharo, den höchsten Berg Afrikas, gestiegen. Der Arzt genießt
es, mit Freunden über den Atlantik und das Mittelmeer zu segeln und die
Crew mit gutem Essen bei Laune zu halten.
Peter habe sich gute Mitarbeiter ausgesucht, lobte Ludwig. Es sei eine
Besonderheit, wenn die Urologische Klinik eines kommunalen Krankenhauses
auf drei Professoren zurückgreifen könne. Dem Gremium, das Peters
Nachfolger aussucht, riet er, sich bei der Auswahl wissenschaftlich zu
orientieren, um die derzeitige Qualität der Klinik zu halten.
Den verabschiedeten Chefarzt schmerzt das Fehlen eines Nachfolgers, dem
er die Verantwortung übergeben könnte. Seine Mitarbeiter glaubten, dass
sich die Entscheidung noch lange hinziehen könne, sagte er. „Es war
nicht immer einfach, auch wenn die guten Erinnerungen überwiegen“,
lautet Peters Bilanz der zurückliegenden 19 Jahre. Jetzt ist der
Professor gespannt, „wie es sich mit der Verdienstmedaille lebt“.
(pep) 28.3.2009
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